Einige von euch fragen sich bestimmt, warum die Artikel Frequenz etwas zurück gegangen ist in den letzten Monaten. Das liegt daran fleissig, dass ich fleissig Bücher und Drehbücher schreibe. Eines davon über ein berühmte Naturforscherin und Malerin, die so gut wie keiner kennt! Dabei ist
Maria Sybilla Merian
wahrscheinlich die erste emanzipierte Frau Deutschlands. Und vor rund 300 Jahren im Jahr 1717 ist sie verstorben. Und obwohl 300 Jahre eine lange Zeit zu sein scheint, ist ihr künstlerisches Erbe und somit die Faszination für die Blumen, Insekten und vor allem Schmetterlinge geblieben.
Sybillas Weg durch den gesellschaftlichen Dschungel
Schon als Kind verarbeitete Sybilla ihre Liebe zur Natur in Bildern. Heimlich malte sie auf dem Dachboden ihrem heimlichen Atelier Blumen und Raupen aus dem heimischen Garten. Bis ihre Leidenschaft eines Tages aufflog. Denn im Spätmittelalter wurde es nicht gern gesehen, wenn Frauen malen, die Kunst war lange (wie vieles andere) Männern vorbehalten. Es wurde sogar per Gesetz verboten, dass Frauen malen und noch schlimmer war es, wenn sie mit dem Malen Geld verdienen wollten. Doch weil Sybilla Merians innerer Ruf und Drang nach dem Forschen und Malen immer so stark war, lies sie sich das weder von ihrer Mutter, noch von der Gesellschaft nehmen.
Da sie in eine Künstlerfamilie aufwuchs, durfte sie schließlich in der Malschule ihres Stiefvaters, einem holländischen Maler namans Jacob Murrel, im künstlerischen Handwerk unterrichten.
Mit 13 Jahren als Sybilla eine Seidenraupe geschenkt bekommt und ihre Metamorphose bis zum Schluss in Bildern dokumentiert, entfacht eine naturwissenschaftliche und künstlerische Sehnsucht, die sie ihr Leben lang antreibt.
Hochzeit, Kinder und der Alltagsdschungel
In der Kunstschule ihres Stiefvaters lernt Sybilla ihren späteren Mann kennen. Johann Andreas Graff ist der Lieblingsschüler von Jacob Murrel und aufstrebender Maler, der sogar schon Studienreisen durch Italien gemacht hat. Sie verlieben sich und gehen nach der Hochzeit nach Nürnberg, in die Heimat von Johann Andreas Graff. Das Leben als Hausfrau und Mutter macht es nicht immer leicht seine Berufung auszuleben, so sehnt sich Sybillabald wieder nach der Malerei und den Schmetterlingen. Weil ihr Mann nicht genug Geld mit seiner Kunst verdient, setzt Merian ihre Gabe ein und malt Festzelte für Adlige und gründet eine Malgruppe für Frauen, die sie in „Nadelmalerei“, dem Sticken, unterrichtet. In dieser Zeit kommt ihr erstes Band „Der Raupen wunderbare Verwandlung und sonderbare Blumennahrung“ heraus.
„Suche demnach hierinnen nicht meine/ sondern allein Gottes Ehre/ Ihn/ Als einen Schöpfer auch dieser kleinsten und geringsten Würmlein/ zu preisen; alldieweil solche nicht von ihnen selbst ihren Ursprung haben/ sondern von Gott.“ (Sybilla Maria Merian im Vorwort des „Der Raupen wunderbare Verwandlung und sonderbare Blumennahrung“ Bildbandes)
Die Ehrung Gottes war Sybilla Merian sehr wichtig, nicht nur weil sie eine innige Beziehung mit Ihm hatte, sondern weil im Volksmund die Insekten als etwas Teuflisch galten. So bestand zu ihrer Zeit auch noch die Gefahr der Hexenbuhle, die vielen Tausenden unschuldiger Menschen das Leben kostete.
Scheidung und Rückzug das Kloster der Lichtkinder
Weil Johann Andreas Graff mit seinem Beruf nicht erfolgreich wurde, wurde er zunehmend zynischer und verfiel dem Alkohol und Frauen. Eines Tages zog Sybilla einen Schlussstrich: Sie nahm all ihre künstlerisches Hab und Gut, sowie ihre beiden Mädchen und ging zurück nach Frankfurt. Denn ihr Gönner der Stiefvater war verstorben und sie wollte ihrer Mutter helfen. Ihr jüngerer Bruder lebte in einem Kloster, einer christlichen Abspaltung in Westfalen. Die Lebadisten war eine religiöse Gemeinschaft, die sich von allem weltlichen trennen wollten um eins mit Gott zu werden. In dieser religiösen Gemeinschaft lebt Sybilla Maria Merian 5 Jahre. In dieser Zeit trennt sie sich endgültig von ihrem Mann Johann Andreas Graff, der mehrmals versucht sie zurückzugewinnen. Nach der Scheidung trägt sie den berühmten Namen ihres leiblichen Vaters, der die Merian Bibel illustriert hat.
100 Jahre bevor Humboldt ins tropische Amerika aufbrach, brach Sybilla Maria Merian auf ihre Expedition nach Surinam auf
Nachdem Sybilla sich von allem trennen kann, aber nicht von ihrer inneren Berufung und der Sehnsucht nach den Schmetterlingen, verlässt sie das Lebadistenkloster mit ihren Töchtern und geht nach Amsterdam. Damals war Amsterdam die freiste und modernste Stadt Europas und bat Künstlern, sogar Frauen, die malten, die Möglichkeit ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Schon bald kennt man die Forscherin und Malerin aus Deutschland sehr gut und Maria Sybilla geht in Naturalien – und Kunstkabinetten ein und aus. Sie lebt vom Verkauf ihrer Bilder und bekommt das Angebot nach Surinam, eine südamerikanischen Kolonie Niederlands, zu reisen, um dort die Natur und vor allem die tropische Flora und Fauna zu erforschen.
Endlich im Paradies
Erst mit 52 erlebt Maria Sybilla Merian das Wunder ihres Lebens. Surinam wird zu ihrem Paradies. Denn hier wimmelt es von neuen, noch unerforschten Tier- und Insekten Arten. Auch mit den Einheimischen freundet sie sich an und geht mit ihrenen sogar auf Entdeckungstouren durch den Dschungel. Zwei Jahre lebt sie in Surinam mit ihrer jüngeren Tochter und forscht und malt dort, bis sie an Malaria erkrankt.
Sybilla Maria Merian ist die Begründerin der Entomologie, der Insektenkunde. Von vielen verlacht, ist sie ihrer Faszination für die Metamorphose der Schmetterlinge und anderer Insekten gefolgt und bis heute werden ihre Bilder überall auf der Welt ausgestellt. Aktuell im Natur und Kunstmuseum Wiesbaden, wo heute an ihrem 300-jährigen Todestag eine Ausstellungseröffnung ist. Hier ein paar Infos zu der Ausstellung.
Sybilla Maria Merian – Eine wuderbare Frau!