…und in Indien heißt dieser Zauber Ganesh(a). Denn der elefantenköpfige Gott gilt als ein großer Glückbringer. Er ist dafür bekannt jegliche Hindernisse aus dem Weg zu räumen.
Wenn also eine Unternehmung ansteht, die gerade beginnt, beispielsweise ein neuer Job, eine neue Wohnung, eine neue Liebe oder auch ein neuer Blog 🙂 – dann wird Ganesha um Unterstützung gerufen!
Sein Name in Sanskrit ist: गणेश und weitere Namen von ihm sind: Ganapati, Vinayaka (Entferner aller Hindernisse), Vighnesh (Herr über Hindernisse) oder Vigneshvara (Zerstörer der Hindernisse). Im Hinduismus gibt es viele Rituale. So stehen zum Beispiel viel schon bei Sonnenaufgang auf und machen Meditation oder auch eine Puja. Das ist eine Art Feuerritual. Dieses wird eröffnet indem man als erstes den Elefantengott Genesh ruft und ihm Gaben in Form von Obst, Wasser, Kerzen oder Blumen darbietet.
Symbolische Bedeutung
Die indischen Sagen erzählen, dass Ganesh der Sohn von den beiden Gottheiten Shiva und Parvati ist. Diese beiden verheirateten Götter sind eine Analogie für feinstoffliches Bewusstsein (Shiva) und für die tatsächliche Manifestation (Shakti, Devi oder Parvati genannt). Ihr Sohn ist sozusagen der nächste Schritt. Denn Ganesha symbolisiert die Energie des Anfangs, wenn es darum geht aus einer feinstofflichen Idee tatsächlich etwas Handfestes entsteht. Wahrscheinlich deshalb symbolisiert der elefantenköpfige Gott auch das erste Chakra, das Wurzelchakra oder auf Sanskrit Muladhara genannt.
In Indien kann man Ganesha fast in jedem Haus in Form einer Statue oder eines Bildes finden. Er gilt als der Gott der Künste, besonders wenn es um Literatur und dem Schreiben an sich geht, denn laut der Sage soll er selbst die Mahabharata, sozusagen die Bibel der Hindus, die er mit seinem fehlenden Stoßzahn aufgeschrieben haben. Auch auf Reisen aller Art hilft Ganapati sicher anzukommen, deswegen hängt sein Bild auch gerne in Bussen, Tucktucks, LKWs und Autos. Auch bei Businessmännern und Kaufleuten ist er sehr beliebt, die sich seinen Segen vorallem für ihr Geschäft wünschen.
Viele missverstehen die Bedeutungen der zahlreichen hinduistischen Götter, vor allem wenn man christistlich sozialisiert ist. Auch die Hindus glauben an einen Gott, den sie Ishwara, Parabrahman oder Paratman nennen. Dieses göttliche Bewusstsein auch Sat-Chid-Ananda (Sein, Bewusstsein und Glückseligkeit) ist der unendlich und sozusagen der feistoffliche Raum des gesamten Universums, der auch in jedem Wesen wohnt. Da es sehr schwer ist, sich Ishwara vorzustellen, gibt es die anderen Götter. Sie sind die Fassetten der verschiedenen Energien, sozusagen die vielen Aspekte des Einen. Ganesha zum Beispiel ist die Energie des Vorankommens, des Beginnens, die Euphorie die man spürt, wenn man etwas neues beginnt. Manchmal überkommt einen dann das Gefühl von Zweifel und Sorge.
„Kann ich das schaffen? Ist das Ganze nicht zu groß für mich?!“, genau das ist die Energie, der Ganesh entgegenwirkt. Es reicht schon aus nur an Ganesha zu denken und wahre Wunder können geschehen. Deshalb tragen viele den kleinen Elefanten auch als Glückbringer um den Hals.
Ganeschas Hilfe auf Reisen
Ok, wie sieht das also in der Praxis aus? Dazu eine kleine Geschichte, die ich vor einigen Jahren in Indien erlebt habe:
In Palolem am Strand stehen kleine bunte Strandhäuschen. Wenn man morgens aufwacht kann man auf der Terrasse sitzen und auf Meer schauen beim Zähneputzen. Drei kleine Strandhäuschen nebeneinander und darin drei Kölner, die sich nicht von Hause kennen. Hier lernte ich Desiree kennen, die damals ungefähr 5 min Fußweg von meiner Kölner Wohnung wohnte. Doch es brauchte erst einige Tausend Kilometer und einen wunderschönen Strand in Goa, um sich zu begegnen.
Hier lag ich also auf einer Sonnenliege und summte im Kopf ein Ganesha Mantra, welches ich einige Tage zuvor in Deutschland gelernt hatte. Einige Wochen zuvor hatte ich noch mit einigen Arbeitskollegen Traumurlaubsziele gebrowst. Wir stießen auf traumhafte Inseln a la Malediven, die zu Indien gehören und so gut wie niemand kennt. Da lag ich nun und schaute aufs Meer und seine sanften Wellen, während Desi begann genau von dieser Inselgruppe zu sprechen. Sie hatte die Reise dorthin sogar schon gebucht und wollte sie nun abgeblasen, weil ihre italienische Freundin auf eine indische Hochzeit eingeladen wurde und nun nicht mitkommen konnte. 🙂 Ich konnte meinen Ohren nicht glauben. Da Spontanität auf Reisen immer belohnt wird, beschloss ich (selbstlos wie ich bin;) an Stelle der Italienerin ins Paradies zu reisen.
Das Boot auf die verlassenen Trauminseln fährt nur alle paar Tage. Und nur von einem Hafen aus dem Süden des Landes. Da Indien sehr groß ist, braucht man meist einige Tage, um von A nach B zu gelangen. Doch viel Zeit blieb uns nicht, um rechtzeitig anzukommen. Wenn man spontan reist, kann es sein, dass die Tickets für einen bestimmten Zug schon ausgebucht sind und man nur noch auf die Warteliste kommt. Die „Waitinglist“ ist so eine Art Lotterie für Restkartenplätze. Wenn Tickets storniert werden, kann man Glück haben und bekommt doch noch ein Platz im Zug. Aber ob man „gewonnen“ hat, erfährt man erst kurz vor der Abfahrt.
Voller Zuversicht machten wir uns mit unseren schweren Backpacks auf dem Weg. Der Zug sollte um kurz nach 18h abfahren und eigentlich ist der Bahnhof „nur“ 1,5 Stunden von Palolem entfernt. Aber in Indien tickt die Zeit etwas anders, besonders wenn es um Pünktlichkeit geht.
Also setzen wir uns ca 2,5 Stunden vor der Abfahrt des Zuges in einen überfüllten Bus. Es war nachmittags und Rushhour, weil die Kinder um diese Zeit von der Schule kommen und oft von ihren Eltern mit der Rikscha oder einem Motorrad abgeholt werden.
Wir setzen und also in einen Bus. 10. 15 Minuten vergingen und dieser rührte sich nicht von der Stelle, weil die Straße vollkommen überfüllt waren. Etwas besorgt schauten wir aus dem Fenster und sahen einen winkenden Rikschafahrer. Spontan beschlossen wir das Transportmittel zu wechseln. Die kleine Rikscha kommt besser durch die überfüllten Straßen, als der riesige Bus.
Also rein in die Rikscha und ins Vergnügen. Der Fahrer gab Gas was das Zeug hält! Vielleicht etwas zu viel, denn plötzlich wurde die Rikscha immer langsamer. Der Fahrer gab sich alle Mühe, drückte in die Pedale, aber wir fuhren höchstens Schrittgeschwindigkeit.
Desi schaute mich sorgenvoll an. Ich begann innerlich das Ganesha Mantra zu singen, welches ohnehin schon seit Tagen durch meinen Kopf geisterte. Mitten im Nirgendwo blieben wir schließlich liegen. Die Rikscha war kaputt. Der Motor ging nicht mehr an. Desi verfiel in Panik „So schaffen wir den Zug nie!“ Als Optimist machte ich mir dagegen keinerlei Sorgen. „Irgendwas wird uns schon einfallen!…“
Mir kam die Pause sogar etwas entgegen, weil ich pinkeln musste. Also ging ich in den Dschungel, hinter einen Busch. Und schön die Augen aufhalten wegen Kobras und ähnlichen Freuden des wilden Lebens. „Sharanam Ganesha“ (Sanskrit für „Möge Ganesha alle Hindernisse überwinden“) sang ich, während ich wieder auf die Straße kam.
Ein Wunder, Ganescha sei Dank!
Von Weitem winkte mich Desi zu einem riesigen Van herbei. „Komm schnell!“ Sie hat doch tatsächlich eine reiche indische Familie gefunden, die in Richtung des Bahnhofs fährt.
Dankbarkeit überkommt mich, als wir auf der Rückbank neben den Kindern sitzen. Klimaanlage, geräumiger Kofferraum, ein Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit. Es war wahrscheinlich die luxuriöseste Fahrt in den drei Monaten Indien. Die Familie ist super nett und möchte nicht mal Spritgeld von uns haben, bloß, dass wir zu Hause erzählen wie nett die Menschen in Indien sind. Ja, das sind sie wirklich!
Einige km vor dem Bahnhof lassen sie uns heraus, weil sich die Straße hier gabelt und sie nun in die andere Richtung müssen. Wieder Rushhour. Volle Straßen und keine Rikscha weit und breit. Die Sonne neigt sich gen Horizont und unser Zug fährt in ca. einer halben Stunde ab. Also machen wir uns zu Fuß auf den Weg. Mit unseren 17kg schweren Rucksäcken kommen wir schon ziemlich ins Schwitzen. Anstrengung pur. Innerlich singe ich wieder „Sri Ganesha“. Desi mag das Lied auch. Frieden macht sich breit.
Eine Rikscha hält an. Endlich. Trotz eines überteuerten Preises nehmen wir sie. Und ab zum Bahnhof. „Schneller bitte!! Der Zug kommt in 5 Minuten!“ Die Westler haben’s immer eilig, sagen die Inder. Irgendwie ist das was dran. 😉
Rennend kommen wir aufs Gleis. Es ist überfüllt. Auf dem Boden liegen Menschen, die zu Abend essen. Wir schauen hoch auf die Anzeige. „30 min delay“ (30 Min Verspätung!) Ich muss lachen. So ein Stress … Aber in Indien kommen die Züge im Gegensatz zu Deutschland eigentlich nur sehr selten zu spät.
Ab zum Aushang. Da ist sie. Die Liste mit den bestätigten Wartelistenplätzen. Sie ist ganz schön lang. Ungeduldig suchen wir unsere Namen. Und – und – und??
JA!! Wir stehen drauf! Zwar falsch geschrieben, aber das ist uns natürlich völlig gleich, Hauptsache wir kommen rechtzeitig nach Kerala!!
Völlig fertig vor Glück und Action steigen wir in den Nachtzug. Einige Minuten später liegen glücklich auf unseren Zugpritschen. In meinem Kopf wiederholt sich immer noch das Ganesha Mantra.
„Sri Ganescha, sri Ganeschaaaa – Jaya Ganesha-a-a-a Sharanam Ganesha- Sharanam Ganesha…“
„Danke kleiner Elefant“, denke ich und schlafe ein.
Hast du auch schon persönliche Bekanntschaft mit Ganesha gemacht?
Oder mit seiner Energie? Warst du schon mal in einer aussichtlosen Situation und es kam wie durch ein Wunder zu einer positiven Wendung?