In der Stufe 3, der Weigeung (hier mehr dazu), zieht der Held sich nach Innen zurück. Der Ruf (hier zum Artikel), diese neu eingetretenen Umstände, scheinen ein riskantes Unterfangen zu sein, bei dem seine Komfortzone und Sicherheit (hier zur Stufe 1 der Heldenreise) auf dem Spiel steht. Deshalb weigert sich der Held die Einladung zum Abenteuer anzunehmen. Vielleicht stimmt auch sein Mind-Set noch nicht und er/sie traut sich nicht zu, das Ziel überhaupt erreichen zu können. Vielleicht ist es auch die Angst vor etwas Neuem, weil es immer Mut erfordert einen neuen Weg einzuschlagen. Wie kann also diese Phase, der Zweifel und des Rückzugs überwunden werden?
Der Held braucht Ermutigung!
Wenn der Held das Stadium der Weigerung/Zögerung überwinden möchte braucht er Unterstützung. Es ist fast unmöglich alles alleine und ohne jegliche Hilfe zu schaffen. Es ist manchmal auch ratsam sich nicht komplett blind ins Abenteuer zu stürzen. Es kann auch hilfreich sein, sich auf eine Reise vorzubereiten, bevor man diese antritt. An dieser Stelle bekommt der Mentor ins Spiel. Denn jemand, der diesen Weg schon gegangen ist, kann sicherlich sagen, worauf es wirklich ankommt, was unterwegs wichtig ist. Der Mentor kann die Angst vor dem Unbekannten nehmen und dem Helden die nötige Unterstützung geben, damit dieser seine Blockaden und Ängste überwindet und sich tatsächlich auf den Weg macht. Denn jede Reise beginnt mit dem ersten Schritt. Aber bevor der Held überhaupt losgehen kann, braucht er Vorbereitung und die Ermutigung des Mentors. Daher ist dieser Archetypus auf dieser Stufe entscheidend.
Wie sieht der Mentor aus
In Geschichten tritt der Mentor in Form eines Lehrers Beraters, eines weisen Mannes, oder einer erfahrenen weisen Frau auf. Dieser Archetyp führt den Helden und weist ihm den Weg. Es ist der weise Zauberer Merlin, in Star Wars ist das Obi Wan Kenobi, Gandalf in dem Film Herrn der Ringe und bei Harry Potter ist es Dumbledore. Mentoren sind Ratgeber, Wegweiser und wohlmöglich ist der Mentor schon einen ähnlichen Weg gegangen und hilft dem Helden mit seiner Weisheit und Erfahrung. Das „Auftauchen des Helfers ist ein typisches Zeichen, dass der Held seinem Ruf gefolgt ist“ (J. Cambell, S.76)
Im Alltag ist es vielleicht deine Großmutter, ein Lehrer oder ein Coach, der dich aus dem Loch herauszieht oder dir hilft über dich hinauszuwachsen.
Der Mentor ist jemand der dem Helden zur Seite steht und ihm den entscheidenden Ratschlag gibt, der ihm Mut verleiht, die Reise voller Zuversicht zu beginnen.
Dein Guru – von der Dunkelheit ins Licht
In Indien und auch in den anderen asiatischen Ländern nimmt der Mentor, der meist Guru oder im buddhistischen Kontext auch Lama genannt wird, eine sehr wichtige Rolle ein. Denn dieser Lehrer ist den spirituellen Weg bis zum letztendlichen Ziel selbst gegangen. Nun zeigt dieser dem Schüler, wie er den Weg zur Erleuchtung selbst gehen kann. Ein Guru ist mehr als nur ein Lehrer, er kennt den Schüler meist besser als er sich selbst und hilft ihm (oft auf unkonventionelle Art und Weise) die nötigen Eigenschaften zu entwickeln und so sein volles Potential zu entwickeln. Oft wird das Wort Guru als „Vertreiber der Dunkelheit“ übersetzt. Dunkelheit wird im Sanskrit oft mit mangelndem Wissen und Ignoranz gleichgesetzt. Das Sanskritwort „Guru“ bedeutet wortwörtlich „gewichtig“, „schwer“ also „voll mit Wissen“ oder auch „allwissend“. Der Held dagegen ist gerade am Anfang seiner Reise nicht-wissend. Die Führung des Mentors, seine Lehren und Anweisungen, sind entscheidend für die Heldenreise des spirituellen Helden. Die Beziehung zwischen Guru und Aspirant, also dem spirituellem Schüler, basiert auf Vertrauen, Bewunderung und freundschaftlicher Zuneigung. Der Guru wird als allwissendes und erleuchtetes Wesen, mit seinen übernatürlichen Kräften wird mit Gott selbst gleichgestellt. Ohne seine Gnade und Hilfe, ist es für den spirituellen Sucher, sehr schwer diesen Pfad zu bestreiten und das letztendliche Ziel tatsächlich zu erreichen.
„Mit dem Reifen deines Geistes wird der Zeitpunkt kommen, zu dem du deinen Meister treffen wirst. Das bedeutet nicht, dass du ihn suchen gehst oder er dich sucht. Im rechten Moment wird diese Begegnung stattfinden. Jeder lenkt den Schritt auf seine Weise. Deine Bereitschaft führt euch zusammen, lässt dich ihm vertrauen; sie bewirkt, dass er dir den richtigen Weg zeigt und dass du seine Anweisungen befolgst. Das ist der direkte Weg.“ (Alles ist eins, S. 14)
Der Guru in dir – Buddhas Weg und seine Lehrer
Nachdem Siddhartha mit 29 Jahren sein Leben im Palast verlassen und hinter sich gelassen hatte, legte er das gelbe Gewand eines entsagenden Mönches an. Er machte sich auf den Weg zu berühmten Yoga-Lehrern und Erleuchteten, um von ihnen zu lernen. Doch bei ihnen findet der zukünftige Buddha den erhofften ewigen Frieden nicht. Doch er macht die nötigen Erfahrungen, die ihn später zum erleuchteten Buddha machen.
Deine eigene Heldenreise – Triff deinen Mentor, oder andere helfende Archetypen in dir
Die Aufgabe des äußeren Mentors ist auch deinen inneren Mentor zu wecken, also deine intuitive innere Stimme, die dir den richtigen Weg weist. In der kommenden Übung kannst du versuchen dich mit deinem inneren Mentor zu verbinden.
Gehe an einen entspannten und ruhigen Ort, wo dich niemand stört. Mache es dir gemütlich, lege dich hin oder setze dich in eine dir angenehme meditative Haltung. Stelle dir vor, dass du als König/in deines eigenen Königreichs durch die Natur spazieren gehst. Du setzt sich auf einen Baumstamm – kommst zur Ruhe und schaust dich um. Schaue auf die wunderschöne Landschaft. All das gehört dir. Nun lasse eine Audienz zu. Lasse deine Mentor Archetypen zu dir kommen. Lass dich überraschen, wen du triffst und frage diesen ruhig, was du tun kannst um weiterzukommen! Frage den Guru in dir was wirklich wichtig für dich und dein Königreich ist, und was verändert werden kann.
Höre auf deine innere, intuitive Stimme, diese zeigt dir den Weg!
Hast du deinen Guru schon gefunden?
Ich freue mich über einen Erfahrungsaustausch in den Kommentaren!
noch mehr Heldenreise:
1) „Die gewohnte Welt“
2) „Der Ruf“
3) „Die Weigerung“