Das Knigge des Yoga – Teil 2. Niyama – Der Umgang mit mir selbst (Vorbereitung für die Meditation)

Das Knigge des Yoga – Teil 2. Niyama – Der Umgang mit mir selbst

(Vorbereitung für die Meditation)

Ähnlich wie im Knigge wurden die Yamas dazu erfunden, damit der Mensch sich in Gesellschaft mit anderen gut benimmt. Im Yoga geht weniger um Regeln des gesellschaftlichen Anstands, mehr um die ethische Haltung. Diese geht oft auch mit der inneren Haltung einher.

Die Niyamas sind dagegen Regeln für uns selbst und unsere innere Haltung. In einigen Artikeln ging es schon um den inneren Kritiker, der uns kritisiert, wenn wir zum Beispiel malen oder anderen künstlerischen Tätigkeiten nachgehen. In den Niyamas geht es auch darum, sich von solchen selbst-kritischen Stimmen zu befreien und dauerhaft gelassen und glücklich zu sein.

Hier kommen die Niyamas (Regeln für Umgang mit sich Selbst): 

Shauca (Reinigung)

Damit ist nicht nur die äußere Reinigung des Körpers gemeint. Es gibt im Yoga tatsächlich auch die innere Reinigung. Sowohl energetische, als auch buchstäblich. Zum Beispiel Naseninnenraum Reinigung mit Nasenspülungen und das gleiche gibt es für Magen und Darmbereich. Diese Prozeduren heißen Shatkarmas. Es sind sozusagen Fasten- und Abführkuren. Diese hören sich gerade für den Anfang etwas befremdlich an. Aber da ich sie schon ein paar mal durchgeführt habe, weiß ich, dass dieses innere Reinigung auch das emotionale Innere und die Nervenbahnen mitreinigt. Innere Reinigung geht auch mit Pranayama (yogische Atemübungen). Hier geht es vor allem um die Reinigung der Energiebahnen des Körpers, also die Nadis. Shauca ist auch als innere Reinigung gemeint, also nicht von Traumatas, Verletzungen, Kränkungen wegzulaufen und sich immer in Beschäftigung zu stürzen, sondern sich Zeit für Verarbeitungsprozesse zu nehmen und sich somit von negativen Gedanken zu reinigen.

 

Santosha (Zufriedenheit)

Dieses Niyama ist gleichzusetzen mit Optimismus, also einer positive Lebenseinstellung. Egal was kommt, zuversuchen, das Beste draus zu machen. Santosha schließt auch mit ein mit dem was man hat zufrieden zu sein, anstatt sich immer zu mehr und etwas „was besseres“ zu wünschen. Santosha ist Annehmen und Akzeptieren, der Dinge wie sie sind. Es ist ein Gefühl der Gelassenheit und Zufriedenheit mit dem Leben und kein „meckern“ oder sich „beschweren“, wie es bei schlechtem Wetter hier so üblich ist.

Vor allem ist Santosha aber auch die Freundschaft bzw. der Frieden mit sich selbst. Viele Menschen sind sehr selbstkritisch und perfektionistisch und verletzten sich damit selbst. Bei Santosha geht es darum seine guten und schlechten Eigenschaften zu akzeptieren und den inneren Kampf gegen sich in seinen Gedanken zu beenden. Denn eine friedliche, innere Haltung ist eigentlich nicht von äußeren Faktoren abhängig. Egal was im Außen passiert, das Mantra von Santosha ist „Ich bin glücklich, gelassen und zufrieden mit mir selbst und anderen!“

 

Tapas (Disziplin, Durchhaltevermögen)

Das ist für mich persönlich die härteste Niyama Nuss! Hier geht es nämlich um Disziplin und das bewusste Verzichten. Die Einhaltung von sich selbst gesetzten Zielen und von guten Vorsätzen, zum Beispiel die von Silvester 😉

Das fällt mir besonders schwer.

Das Thema Askese ist in unserer Gesellschaftsform nicht gerade beliebt. Es wird einen nicht gerade das Gefühl vermittelt, dass es gut ist, zu verzichten, sondern eher das Gegenteil. Die Werbung z.B. vermittelt dir immer das Gefühl von Mangel und sagt, du kannst alles haben! (Wenn du uns dein Geld gibst;)

Disziplin wurde oft falsch verstanden und von vielen gesellschaftlichen Strukturen mit dem Wort „Gehorsam“ missbraucht. Aber hier bei diesem Niyama ist nicht blindes Gehorsam gegenüber irgendeiner Instanz gemeint, sondern Selbst-Disziplin! Die Schulung des Geistes in dem man bewusstes Verzichten übt. Der Lohn den der Yogi dafür bekommt ist pure Glückseligkeit. Denn die Energie die dabei transformiert wird ist Euphorie. Das kennt vielleicht vielleicht der eine oder andere: Wenn man etwas zu Ende bringt, was nicht so einfach war, dann überkommt einen einfach ein gutes Gefühl. Die Anstrengung bzw. Herausforderung auszuhalten und schwierige Dinge nicht einfach hinzuschmeißen ist nicht einfach, daher wird Tapas auch oft als „Anstrengung“ übersetzt.

Vielleicht können wir versuchen, an den Lohn des Tapas denken, den Enthusiasmus, wenn der kleine Schweinehund wieder zu Besuch kommt. Denn wenn man das Handtuch nicht hinschmeißt, sobald es ein kompliziert wird (auch beim Meditieren und beim Yoga) – erst dann wird’s meist richtig gut!

Svadhyaya (Selbstreflexion)

Mit Svadhyaya ist vor allem Lernen und sich Weiterentwickeln gemeint. Wenn du schon mal ein Buch gelesen hast, welches dein Bewusstsein verändert, dann weißt du was Svadhyaya ist.  Das Studium der Schriften ist sehr wichtig, deswegen ist mir die Rubrik „more than books“ so wichtig, aber noch wichtiger ist ihre Anwendung. Was sagt der gute Gothe dazu?

„Es reicht nicht nur es zu wollen, man muss es auch tun!“  Goethe

 

Wenn du immer weiter fortschreitest auf deinem spirituellen Weg, dann findet das Lernen nicht nur aus inspirierenden Büchern und spiritullen Vorträgen und Quellen statt, sondern auch aus deiner eigenen Weisheit und Erfahrung. Die beste Schule, ist die Schule des Lebens. Denn wenn du das eigene Selbst studierst und erforscht findest du das was du immer im Außen gesucht hast: Glückseligkeit. Wir bestehen daraus, vergessen das aber leider nur immerzu…. Zur Self-Inquiry (Selbstbefragung) werde bald mal einen Artikel schreiben.

 

Ishvarapranidhana (Gottvertrauen, die Hingabe an Gott)

Da das Wort „Gott“, von so vielen Religionen missbraucht wurde, versuche ich mit Vorsicht über dieses Niyama zu schreiben. Es liegt an uns, was wir glauben und ob wir es tun. Gott ist es egal, welchen Namen wir verwenden 😉 Ob Heiliger Geist, Jahve, Allah, Buddha, Jesus, Para-Brahman, Universum, Höhere Sphären, Bewusstsein, Göttlichkeit, Ishwara, Brahman, Mutter, Vater, Geliebter. Jeder muss selbst entscheiden, welche Beziehung er zu Gott hat und welchen Namen er am besten findet. Anzuerkennen, dass es Gott gibt und diese/n zu wertschätzen, sowie die Welt, die er erschaffen hat mit all ihren Gesetzen, inklusive deines eigenen Selbst, ist Ishvarapranidhana – Die Hingabe zu Gott. Selbst, wenn wir in Schwierigkeiten stecken, heißt Ishvarapranidhana mit Hingabe und Vertrauen an Gott zu denken und zu wissen, dass immer jemand für dich da ist und du dich immer nach oben wenden kannst – Die Wertschätzung des Göttlichen in allen ihren Formen ist das Niyama names Ishvarapranidhana.

Dazu fällt mir ein ganz tolles Video ein, welches sehr unkonventionell über Ishvarapranidhana spricht:

https://www.youtube.com/watch?v=aCg__fc5Ykw

Erinnert mich ein bisschen an die Allwissende von Matrix  😀

Viel Spaß damit!

🙂

Kategorie Yoga

Ich liebe Avokadobrot, ausschlafen, Jasmintee, die Sonne und das Meer. Seit ungefähr 7 Jahren beschäftige ich mich neben meiner freiberuflichen Tätigkeit als Autorin und Filmemacherin, auch mit Meditation, Energie und Yoga. Außerdem schreibe ich gerade an meinem ersten Roman "yoga-diary - 154 Tagen um die Welt" und freue mich darauf, wenn ich diesen hier vorstellen kann!

2 Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.